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des Islam vertilgt, die innern Angelegenheiten geordnet und süßlabende Ruhe (für kurze Zeit!) folgte aus jahrelange Leiden. Dem Herzog Gottfried trug man die Königskrone an, aber er schlug sie aus und nannte sich nur Schirmherr des heiligen Grabes. „Wie sollte ich" sprach er „dort eine goldene Krone tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen hat?" — Gottfried starb leider zu früh, schon 1100 den 18. Juli, und überließ die von den Türken unaufhörlich beunruhigte Herrschaft seinem Bruder Balduin, der den Königstitel annahm.
4. Bernhard von Clairvaux.
1.
Seit dem ersten Kreuzzuge fehlte es nicht an kleinen Pilgergesellschaften, welche von Jahr zu Jahr nach Palästina zogen; allein diese Verstärkungen waren doch viel zu unbedeutend, als daß die Eroberer des heiligen Landes sich lange hätten halten können. Sie baten den Papst dringend um Hülfe und dieser brachte auch endlich, besonders durch den frommen Abt Bernhard, in Frankreich einen großen Heereszug zu Stande, der an Glanz noch den ersten übertraf.
Ludwig Vii., König von Frankreich, hatte gegen zwei rebellische Vasallen die Waffen ergriffen, ihr Land verheert und Vitri in der Champagne mit Sturm erobert. Da war eine Kirche, in welche sich 1500 Menschen geflüchtet hatten, von seinen Soldaten in Brand gesteckt worden. Um diese Grausamkeit wieder gut zu machen, getobte er Gott einen Kreuzzug. Der Abt Bernhard bestärkte ihn in diesem Vorhaben und reiste alsbald im ganzen Lande umher, das Kreuz zu predigen. Dann erschien er auf dem glänzenden Reichstag, den Ludwig Vii. 1146 zu Vezelay in Burgund hielt. Hier ertheilte er zuerst dem Könige, der jungen Gemahlin desselben, Eleonoren, und mehreren Baronen, welche Beiden zu folgen entschlossen waren, die ihm vom Papste zugesandten Kreuze. Dann begab er sich auf das freie Feld zu der unzähligen Volksmenge, die in der Stadt keinen Platz gefunden hatte. Eine Rednerbühne war daselbst für ihn bereitet. Er bestieg sie sammt dem Könige und kaum hatte er zu reden angefangen, so riefen von allen Seiten die Anwesenden: „Kreuze, Kreuze!" Er hatte ein großes Bündel derselben mitgebracht, aber es langte nicht, und nachdem er es mehr ausgestreut, als ausgetheilt hatte, so mußte er seine Kleider zerschneiden, um daraus neue Kreuze zu bereiten. Ihn selbst wollten die Bekreuzten zum Anführer erwählen, allein er verbat sich diese Ehre, ließ sich aber versprechen, daß Alle, welche das Kreuz empfangen hätten, bereit sein würden, im folgenden Frühjahr (1147) mit dem König Ludwig den Kreuzzug zu beginnen.
2.
Von Frankreich aus begab sich Bernhard im Herbste 1146 nach Deutschland, um auch hier das Kreuz zu predigen und besonders den deut-
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Wenige zurück. Sie fanden auf ihrem Marsche noch größere Schwierigkeiten als Peter und Gottfried fünfzig Jahre vorher. Der griechische Kaiser verweigerte ihnen Lebensmittel, griff sie als Feinde an und führte sie wohl gar den Türken in die Hände, denn er war eifersüchtig auf die Macht der Abendländer. Und als sie in Asien ankamen, rieben Hungersnoth und Pest den größten Theil des Heeres auf, und die Christen in Jerusalem, voll Argwohn gegen die abendländischen Fürsten, als suchten sie eigene Macht, hinderten jede größere Unternehmung. Konrad und Ludwig kehrten unwillig wieder zurück, nachdem sie durch Aufopferung von beinahe 200,000 Menschen nichts weiter erlangt hatten, als daß sie Jerusalem und dao heilige Grab gesehen. Bernhard, der von diesem Zuge den glücklichsten Erfolg im Namen Gottes versprochen hatte, ward jetzt mit Borwürsen überhäuft. Er aber rechtfertigte sich, die Schuld läge an den Sünden der Kreuzfahrer, und die Seelen der Gebliebenen seien doch im Himmel. Hätte doch Moses selbst sein Volk nicht in das gelobte Land einführen können!
5. Philipp August und Richard Löwenherz.
1.
Im Jahre 1190 traten auch der König von Frankreich, Philipp August, und der König von England, Richard I., dem seine Heldenkühnheit den Beinamen „Löwenherz" erworben hat, gemeinschaftlich den Kreuzzug an. Sie beschlossen, statt des mühsamen und gefährlichen Landweges durch Ungarn, lieber zur See die Reise zu unternehmen. Die italienischen Seestädte Genua, Pisa und Venedig übernahmen die Uebersahrt und Besorgung der Heere, und wurden dadurch reiche und mächtige Seestaaten. Bei der Rückkehr beluden sie die leeren Schiffe gewöhnlich mit Erde aus dem gelobten Lande. Diese wurde in der Heinrath theuer verkauft und auf die Begräbnißplätze gestreut, denn seliger glaubte der fromme Christ unter dem heiligen Sande zu schlummern, und wenn er nicht das Glück genossen, die heilige Erde selbst zu betreten, hatte er doch den Trost, daß sie nach dem Tode seine irdische Hülle bedecke. Auch wurde Wasser aus dem heiligen Jordan mitgebracht, womit sich die Christen in ihrer Sterbestunde besprengen ließen.
Die Engländer schifften sich in Marseille, die Franzosen in Genua ein. In Messina vereinigten sich beide Könige wieder, aber schon hier entzweite Eifersucht und Nationalhaß Könige und Völker, und weil sie sich nicht einigen konnten, blieben sie einen ganzen Winter auf Sicilien liegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie im folgenden Jahre bei der Stadt Akre landeten und diese belagerten. Man kam endlich darin überein, daß einen Tag die Engländer, den andern Tag die Franzosen stürmen sollten, und so brachte es der Wetteifer in der Tapferkeit dahin, daß die Türken am 13. Juli 1191 die Stadt unter der Bedingung übergaben, daß
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rich Vi aus. Dieser hielt den stolzen Engländer auf der Burg Trifels in strenger Haft, aus Rache, weil er früher die unruhigen Srcüraner
gegen ihn unterstützt hatte. .
Ueber die Nachricht von Richard's Gefangennehmung empfand Keiner größere Freude, als Philipp August von Frankreich. Sogleich fiel er über dessen englische Besitzungen in Frankreich her. Auch unterstützte er Rr-chard's nichtswürdigen Bruder Johann, der, weil ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, Johann ohne Land genannt wurde. Aber der größte Theil der Engländer verabscheute Johann und sehnte sich nach Richard zurück. Mau wußte in England noch gar nicht, wo sich eigentlich der König befände. Schon mehrere Monate schmachtete Richard in schmählicher Gefangenschaft; aber ein Freund der Dichtkunst, goß er jetzt seinen Schmerz in Liedern aus, und dadurch machte er sich seinen Freunden kenntlich. Die Volkssage hat seine Abenteuer und Schicksale romantisch ausgeschmückt. Als es — so erzählt eine alte Sage — noch unbekannt war, in welchem Schlosse man den hohen Gefangenen festgenommen habe, zog Blondel, sein Lieblingssänger, aus, um den Herrn aufzusuchen. Er kommt bis Oesterreich. Dort hört er, daß auf dem Schlosse Dürrenstein ein vornehmer Gefangener sei, aber jeder Zutritt werde verweigert. „Das ist Richard/' denkt der Sänger in seinem Herzen; er setzt sich in der Nähe des Schlosses nieder und stimmt ein Lied an, das er einst gemeinschaftlich mit seinem König gedichtet hat. Richard lauscht den Tönen und als der Sänger innehält, fingt er die andere Hälfte des Liedes weiter. Da ist Blondel hoch erfreut, er meldet die Kunde nach England und das Lösegeld wird zusammengebracht. Der habsüchtige Kaiser verlangt 100,000 Mark Silber (1 Million Thaler) und das treue Volk sendet sie ihm.
6. Die Ritterorden.
Schon vor den Kreuzzügen, im Jahre 1048, hatten sich mehrere Kaufleute aus Amalfi in Unteritalien zusammengethan, um die Pilger, welche oft krank und hülflos in Jerusalem ankamen, zu unterstützen. Sie baueten zu diesem Zwecke in der Nähe des heiligen Grabes ein Kloster mit einem Hospitale, in welchem kranke und hülflose Pilger unentgeltlich verpflegt werden sollten. Als Schutzpatron dieser frommen und nützlichen Stiftung wurde der heilige Johannes dertäufer gewählt. Darum hießen die Ordensbrüder Johanniter, auch wohlh osp italbr üder. Ihr Name ward in der ganzen Christenheit berühmt, und damit sich immer mehrere zu dem frommen Dienste finden möchten, schenkten ihnen manche wohlhabende Christen des Abendlandes Geldsummen und vermachten ihnen liegende Güter, um so zur Bekämpfung der Ungläubigen ein frommes Werk zu stiften, auch wenn sie nicht in's heilige Land ziehen konnten.
Nach der Eroberung von Jerusalem theilten sich die Ordensbrüder in drei Klassen: Ritter, Geistliche und dienende Brüder. Während die Geistlichen den Gottesdienst besorgten und die dienenden Brüder pflegend am Krankenlager der Pilger faßen, bestiegen die rüstigen Ritter das Roß, um
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154
7.
Der Anfang der neuen Regierung entsprach den Wünschen der Engländer und dem geleisteten Krönungseide. Wilhelm hielt sein Heer in strengster Zucht, sorgte für Handhabung der Gerechtigkeit und zeigte sich seinen neuen Unterthanen voll Huld und Gnade. Er gewann die Geistlichkeit durch große Geschenke und suchte Engländer und Normannen durch Ehen und Freundschaftsbündnisse zu vereinigen. Zugleich sorgte er aber auch für Befestigung seiner Regierung. Er entwaffnete London und mehrere andere Plätze, erbaute da und dort Festungen und legte alle Gewalt in die Hände der Normannen, räumte auch seinen Landsleuten alle Güter der Engländer ein, die bei Hastings gekämpft hatten. Dies erregte große Unzufriedenheit, und als Wilhelm bald darauf nach der Normandie abreiste, brach ein Aufstand aus. Schnell aber war der König (der vielleicht schon vorher von Allem unterrichtet war) wieder in England und dämpfte mit Waffengewalt den Aufruhr. Nun verfuhr er mit der größten Härte. Dem Adel wurden die großen Güter entzogen und Wilhelm gab sie fortan seinen Anhängern, nicht zum Eigenthum, sondern als Lehen. Das ganze Reich wurde in 60,215 Ritterlehen getheilt, von welchen 28,215 den Geistlichen angehörten und 1422 königliche Kammergüter waren. Jeder Lehnsträger war verbunden, eine bestimmte Zahl Mannschaft zum Kriegsdienst zu stellen. Auch die reiche und mächtige Geistlichkeit wurde nun vom Könige abhängig und die wichtigsten Kirchenstellen wurden mit Normannen besetzt. Die angelsächsische (englische) Sprache mußte der französischen weichen, in allen Schulen des Reichs wurde fortan Französisch gelehrt. Da aber die alte Landessprache sich nicht vertilgen ließ, bildete sich das Englische als ein Gemisch von Deutsch und Französisch, wie denn auch die britische Nation aus Briten, Angelsachsen und Normannen entstanden ist.
8,
Indeß verlor Wilhelm bei allen Anstalten, die er zur Unterjochung Englands traf, nicht seine Erbstaaten aus den Augen. Die Grafschaft Maine in Frankreich, die ihm durch Erbverträge zugefallen war, wollte sich seiner Herrschaft entziehen. Er zog daher nach Frankreich mit einem größtenteils aus Engländern bestehenden Heere. Hier wie anderwärts war er glücklich. Er vertrieb den Grafen von Anjou, der sich in Maine festgesetzt hatte, und verhieß die Verwaltung der Grafschaft seinem Sohne Robert.
Aber während seiner Abwesenheit brach abermals ein Aufstand in England aus, dies Mal von normannischen Edeln selbst, die unzufrieden darüber waren, daß Wilhelm auch sie so herrisch behandelte. Doch das Glück war auch hier für Wilhelm geschäftig. Einer der Mitverschworenen, von Reue ergriffen, entdeckte die Verschwörung und so ward der König bald der Unzufriedenen Meister. Bald aber kam noch etwas Schlimmeres, Robert, Wuhelm's ältester Sohn, offen und kühn, forderte von seinem Vater, dem Versprechen gemäß, die Grafschaft Maine mit der ganzen
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155
Normandie. Wilhelm zögerte und wies ihn endlich mit den Worten ab: „Ich werde meine Kleider nicht eher ausziehen, als bis ich zu Bette gehe!" Diese Antwort, sowie die parteiische Vorliebe, die Wilhelm für seine jüngeren Söhne zeigte, erbitterte den leicht aufbrausenden Robert. Unterstützt von Frankreich und vielen Großen der Normandie, ergriff er gegen seinen Vater die Waffen. Die unnatürliche Fehde dauerte zum größten Schaden des Landes drei Jahre (1077— 1080) und Wilhelm mußte, um seinen Sohn zu bezwingen, eine starke Armee aus England herbeirufen. Dadurch kam der Prinz in's Gedränge; er ward aus der Normandie vertrieben und mußte auf einem französischen Schlosse Sicherheit suchen. Sein Vater folgte ihm, belagerte das Schloß und täglich fielen daselbst Streifereien vor. Da geschah es einst, daß Vater und Sohn auf einander stießen, ohne einander zu erkennen. Ein hitziger Kampf erfolgte, in welchem der Sohn den Vater verwundete und vom Pferde warf. Die Heftigkeit des Falls entpreßte dem Vater einen Schrei und nun erst wurde er, da ihn das heruntergelassene Visir unkenntlich gemacht hatte, an der Stimme erkannt. Schrecken und Reue ergriff den Sohn. Er sprang vom Pferde, richtete seinen Vater auf, warf sich ihm zu Füßen, bat ihn mit Thränen um Verzeihung und gelobte augenblicklich die Waffen niederzulegen. Wilhelm aber ward nicht so schnell erweicht. Selten Meister seines Zornes und jetzt vielleicht ärgerlich über seinen Fall, vergalt er Zärtlichkeit mit Härte. Sobald er wieder zu Pferde saß — der Prinz hatte ihn auf sein eigenes Pferd gehoben, — eilte er in sein Lager und machte neue Anstalten zur Fortsetzung des Krieges. Doch bald wählte er das Bessere. Aufgemuntert von seiner Gemahlin, söhnte er sich mit Robert aus. Zu Rouen kamen Beide zusammen. Wilhelm verzieh dem Sohn, nahm ihn dann mit nach England und übertrug ihm einen Streifzug gegen Malcolm, König von Schottland, den der Prinz mit glücklichem Erfolge ausführte.
. 9.
Um eben diese Zeit vertheidigte Wilhelm seine königlichen Rechte mit Nachdruck gegen Gregor Vii. Dieser herrschsüchtige Papst verlangte von ihm, er möchte seinem Versprechen nachkommen und wegen Englands dem päpstlichen Stuhl huldigen und den gewöhnlichen Tribut — den Petruspfennig — übersenden. Diese Abgabe war Anfangs von den angelsächsischen Königen als Liebesgeschenk an den päpstlichen Stuhl entrichtet, dann aber von diesem als ein Zeichen der Unterwürfigkeit angesehen worden. Wilhelm antwortete, das Geld solle wie gewöhnlich abgesendet werden; aber er habe nie versprochen, dem päpstlichen Stuhle zu huldigen, oder seine Staaten von demselben abhängig zu machen. Ja, er ging noch weiter; er verbot allen Bischöfen seines Reichs, den Kirchenversammlungen in Rom beizuwohnen, und Gregor, sonst so hartnäckig gegen die Widerspenstigkeit anderer Fürsten, behandelte Wilhelm, der ihm zu weit entfernt war und zu muchvoll widerstrebte, mit Schonung. Erst als er sah, daß durch Schmeicheleien nichts zu gewinnen sei, schritt er zu Drohungen und untersagte
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156
der englischen Geistlichkeit, ihre Stellen von Weltlichen anzunehmen. Doch Wilhelm lachte über biesen Befehl; er setzte, ohne sich an den päpstlichen Wiberspruch zu kehren, Bischöfe und Aebte ein, die ihm hulbigen und den Lehnseib leisten mußten. Jnbessen war er dem Gesetze der Ehelosigkeit nicht entgegen; auch gestattete er eine Trennung der weltlichen und geistlichen Gerichtsbarkeit.
10.
In der Nähe des ^obes stellten sich seinem Geiste alle Thaten und Begebenheiten seines Lebens bar. Er fühlte die Eitelkeit aller menschlichen Hoheit und tiefe Reue über alle Gewaltthaten, die er verübt hatte. Hin-gerissen von biesen Gefühlen, ertheilte er an Kirchen und Klöster reiche Geschenke, gab mehreren Staatsgefangenen die Freiheit und befahl, allen längs der französischen Grenze verwüsteten Oertem den zugefügten Schaben Zu ersetzen. Auch traf er Anorbnungen über feine Hinterlassenschaft. Die Normanbie nebst der Grafschaft Maine hinterließ er feinem ältesten Sohn Robert; seinen zweiten Sohn Wilhelm ernannte er zum König von Eng-land, mit der bringcnben Bitte, England milb zu behanbeln; dem britten Sohn, feinem geliebten Heinrich, vermachte er nichts als eine Gelbfumme und das Erbgut feiner Mutter, wobei er jeboch die Hoffnung hegte, Heinrich würde einst seine Brüber an Glanz und Macht überstrahlen.
Und so starb er in einem Kloster bei Rouen, den 9. September 1087, tm breiunbfechzigsten Jahre seines Alters und im einunbzwanzigsten seiner Regierung über England. — Er besaß große und seltene Eigenschaften. Sowie er sich durch Körpergröße und Körperkraft auszeichnete — gleich dem Ulysses konnte nur er und Riemanb anders seinen Bogen spannen, — ebenso zeichnete er sich durch hellen Nerstanb, rastlose Thätigkeit, unerschrockenen Muth und seltene Gewanbtheit des Geistes aus. Wiberstanb feuerte ihn an, Gemächlichkeiten verschmähete er, allen Ausschweifungen war er feinb, vor Niemand in der Welt beugte er sich, immer ging er gerade auf fein Ziel los.
Aber bei aller Bewunderung feiner Größe kann man doch nicht das Gefühl unterbrücken, daß er mehr furchtbar als liebenswürbig war. Ihm fehlte der hehre Sinn und die zarte Gemüthlichkeit, woburch sich Alfred auszeichnete. Herrschsucht, mit Strenge gepaart, machte den Grundzug seines Charakters; seine Gerechtigkeitsliebe war oft seiner Staatsklugheit untergeordnet und feine natürliche Heftigkeit war oft schonungslose Härte. Indessen darf man nicht vergessen, daß er unter dem Geräusch bet Waffen ausgewachsen war, daß ihn fast immer offenbare und heimliche Feinde umgaben und daß harte Maßregeln nothwenbig waren, um feine Herrschaft über England zu befestigen.
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man ihnen freien Abzug gestatte, sie aber nichts als ihre Kleider mitnähmen und der Sultan Sa lad in beiden Königen 200,000 Dukaten Kriegskosten bezahlte; bis dahin sollte die Besatzung verhaftet bleiben. Man ließ nun die eingeschlossenen Türken herausziehen, da aber Saladin das Geld nicht gleich schickte, ließ Richard in der Hitze 2000 der Sarazenen niedermetzeln. Man schnitt sogar noch mancher Leiche den Leib auf, ob man vielleicht verschluckte Edelsteine fände. Jetzt stürmten die Christen von allen Seiten in die Stadt und Herzog Leopold von Oesterreich war einer der Ersten, aber gewinnsüchtig und gewaltthätig schloß Richard die Deutschen von der Beute aus. Nun weigerte sich Leopold, ihm bei der Befestigung von Askalon zu helfen. Richard aber ließ die deutsche Fahne im Lager herunterreißen und durch den Koth ziehen. Zornig griffen die Deutschen zu den Waffen, aber sie waren zu schwach, ihren Schimpf rächen zu können, und Leopold zog mit ihnen wieder heim.
2.
Auch der König Philipp August konnte den stolzen, hochfahrenden Sinn Richardis nicht länger ertragen und schiffte sich bald wieder ein; nur den Herzog von Burgund ließ er mit 10,000 Mann zurück. Richard aber zog weiter vorwärts und erfüllte das ganze Morgenland mit dem Ruhme seiner Thaten. Saladin wurde geschlagen, schon war er Jerusalem nahe, da verließ ihn plötzlich der Herzog von Burgund mit den französischen Truppen, und selbst viele Engländer zogen mit den französischen Truppen ab. Richard indeß, im Vertrauen auf seine Tapferkeit, ließ sich dadurch nicht abhalten, wiewohl er einige Mal in Lebensgefahr kam. Einst ging er mit wenigen Begleitern auf die Jagd und gerieth in einen türkischen Hinterhalt. Er hieb wie ein Rasender um sich, allein feine Begleiter waren schon alle bis auf einen gefallen, und der Türken waren viele. Da rief plötzlich jener Eine — es war Wilhelm von Pourcellet —: „ich bin der König I" Sogleich ließen die Feinde Richard los und nahmen Jenen gefangen, Saladin lobte ihn, als er die List erfuhr, behandelte thu ehrenvoll und wechselte ihn nachher gegen 10 Türken aus.
Richard indeß, schon im Angesichte von Jerusalem, war nun doch zu schwach, die heilige Stadt zu erobern. Er wandte sein Gesicht unwillig ab und rief: „Wer den Muth nicht hat, das heilige Grab zu befreien, der verdient auch nicht, es zu sehen l" Er zog zurück nach Ptolemais (Akre), schloß mit Saladin Frieden und segelte im September 1192 nach Europa zurück. Er eilte so sehr als möglich, weil er die Nachricht erhalten hatte, sein Bruder Johann gehe damit um, sich auf den englischen Thron zu schwingen. Auf der Rückreise hatte er das Unglück, vom Sturme in's Adriatische Meer verschlagen zu werden. Bei Aqutleja, unweit Venedig, stieg er an’s Land und setzte nun seine Reise, als Pilger verkleidet, weiter fort. Aber zu Wien ward er erkannt. Der erbitterte Herzog Leopold, welcher die Beschimpfung seiner Fahne noch nicht vergessen hatte, ließ ihn augenblicklich gefangen nehmen und lieferte ihn dem deutschen Kaiser Hein-
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252
Turnier geendigt war und Bertrand seinen Ritterdank empfangen hatte, sprengte er zu seinem Vater, schlug den Helmsturz auf und rief: „Kennst du mich nun, Vater?" Der Alte umarmte ihn mit Freudenthränen im Auge und rüstete ihn nun mit Roß und Waffen freigebig aus. Aber der Ruf des jungen Helden erfüllte nun ganz Frankreich.
2.
Bisher hatte Bertrand nur immer Siege aus Turnieren erfochten, jetzt sollte auch das ernstere Feld der Schlachten die Erstlingsthaten feines Schwertes erblicken. Herzog Karl von Blois führte gegen Johann von Montfort Krieg um den Besitz der Bretagne. Philipp Vi., König von Frankreich, hielt es mit Ersterem, der König von England dagegen unterstützte Montsort. Für Bertrand blieb natürlich keine Wahl, denn er folgte als braver Franzose seinem Könige, wohin dieser ihn führte. Damals war das Schloß Fougeray in den Händen der Engländer und Bertrand beschloß, diesen nicht unbedeutenden Ort ihrer Macht zu entreißen. Zu diesem Ende verkleidete er sich mit sechzig seiner Gefährten in Holzhauer; er theilte diese in vier Haufen, die sich von verschiedenen Seiten dem Platze näherten. Darauf paßte er eine Zeit ab, wo der Befehlshaber des Schlosses mit einem Theile der Besatzung eine Streifpartie machte, ließ während der Nacht feine Leute im nahen Gehölz sich versteckt halten, dann bei Tagesan bruch mit Bündeln Holz und Reisig sich beladen, die Waffen unter den Kleidern verbergen und von da und dort her auf das Schloß zugehen. Bertrand, im weißen Kittel, mit einer gewaltigen Last Holz auf dem Rücken, war der Vorderste, der vor der Zugbrücke zuerst erschien; ohne Bedenken ließ man die Brücke herab. Sogleich warf Bertrand fein Bündel nieder, zog fein Schwert und durchstach den Brückenwächter; dann schrie er mit starker Stimme: „Gnesclin!" Auf dieses Zeichen beeilten sich die Uebrigen, ihm zu Hülfe zu kommen und die Brucke zu gewinnen. Da aber wohl 200 Engländer in dem Schlosse waren, so war der Kampf sehr ungleich und es entstand ein fürchterliches Gemetzel. Ein Engländer spaltete mit seiner Streitaxt einem Gefährten Bertrand's den Kopf; dieser hieb ihn dafür zusammen, ergriff die Axt und theilte nach allen Seiten hin Hiebe aus, während er den Rücken an eine Schäferhütte lehnte. So hielt er kämpfend sich eine Zeit lang den Feind vom Leibe, bis zufällig eine Reiterschaar von seiner Partei in die Nähe kam, ihn aus der Noth befreite und den Platz gewinnen half. Es war aber auch hohe Zeit, daß Hülfe kam, denn im Kampf mit zehn Feinden war ihm bereits die Streitaxt entfallen und fein Kopf war so mit Wunden bedeckt, daß das Blut über das Gesicht rann. Durch diese ausgezeichnete Tapferkeit erlangte er den Ruf des unerschrockensten und kühnsten Ritters feiner Zeit
3.
Als der Herzog von Lancaster, der Bruder des schwarzen Prinzen, Dinan belagerte, geschah es, daß während ausbedungener Waffenruhe Ber-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bretagne Frankreich England Dinan
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vereinigte er auf seinem Haupte die Kronen von Dänemark und England und späterhin brachte er auch Norwegen und einen Theil von Schweden an sich, so daß er der mächtigste Monarch des Nordens wurde und den Beinamen „des Großen" erhielt.
Er verdiente sein Glück durch die Umsicht und Mäßigung, womit er besonders über England regierte. Um die Engländer für sich zu gewinnen, ließ er den verräterischen Edrik, den das Volk haßte, hinrichten. An der alten Verfassung des englischen Reichs änderte er nichts. Engländer und Dänen behandelte er nach gleichen Gesetzen und den Nationalhaß unter ihnen suchte er auf alle Weise zu mildern. Deshalb heirathete er selbst die Wittwe Ethelred's, Emma, aus der Normandie gebürtig. Auch bezeigte er der Geistlichkeit sehr große Ergebenheit. Er hielt darauf, daß ihr der Zehent ordentlich entrichtet ward, erneuerte und beschenkte die Kirchen und Klöster, die in den vorigen Kriegen viel gelitten hatten, und gründete zu Assendon, wo zwischen ihm und Edmund die letzte Schlacht vorgefallen war, ein Kloster, in welchem für die Seelen der erschlagenen Angelsachsen und Dänen Messen gelesen werden mußten. Hiermit nicht zufrieden, unternahm er im fünfzehnten Jahre seiner Regierung eine Pilgerreise nach Rom. Er zog durch Flandern, Frankreich und Italien und bezeichnete seinen Weg durch Büßungen und Wohlthaten. In Rom selbst betete er aus dem Grabe Petri um Vergebung seiner Sünden und errichtete ein Gasthaus für dänische und englische Pilger.
Die Andachtsübungen ließen ihn immer mehr das Eitle irdischer Herrlichkeit empfinden. Als einst einige seiner Schmeichler seine Größe rühmten und versicherten, daß ihm nun Alles unterworfen sei, setzte er sich an den Meeresstrand. Die Ebbe war zu Ende und er sprach zu dem anschwellenden Meere: „Die Erde ist mein, darum befehle ich dir, daß du nicht weiter vordringst und meine Füße benetzest." Aber das Meer kehrte sich nicht • an diesen Befehl, kam näher und überschwemmte seine Füße. Da sprang er auf und sagte: „Es ist Niemand so groß als der, welchem Erde und Winde und Meere gehorchen!"
3. Wilhelm der Eroberer (1066 n. Chr.).
1.
Wilhelm's Vater war Robert, vierter Herzog der Normandie, seine Mutter aber war eine Tänzerin, deshalb nannte man den Knaben einen Bastard, weil er keine fürstliche Mutter hatte und außer der Ehe erzeugt war. Doch schon früh begünstigte den Knaben das Glück und bahnte ihm den Weg zu seiner Erhebung, wovon die Geburt ihn auszuschließen schien.
Er war ungefähr sieben Jahre alt, als sein Vater, im Begriff, eine Pilgerreise nach Jerusalem zu unternehmen, die Großen des Herzogthums um sich versammelte und sie beredete, seinem natürlichen Sohne zu huldigen und ihn als Herzog anzuerkennen, falls er selber im Auslande sterben sollte. Wirklich starb Robert auf der Wallfahrt nach Jerusalem und nun
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Extrahierte Personennamen: Emma Wilhelm Wilhelm's Robert Robert
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